Madame wünscht keine Kinder

Deutschland 1926

Madame Wants No Children

 

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Paul ist ein junger Rechtsanwalt, der in seiner behaglich eingerichteten Junggesellenwohnung ruhig und vergnügt dahinlebt. Sein Diener verwöhnt und betreut ihn, selbst der leiseste Wunsch wird ihm von den Augen abgelesen. Die entzückendste Freundin, die man sich nur denken kann, besitzt Paul in Louise Bonvient – kurz, es fehlt ihm nichts, um wahrhaft glücklich zu sein.
War es Langeweile oder der Teufel selbst, der ihm plötzlich den Wunsch eingab, sich zu verheiraten? Warum denn nur, fragte sich der Diener, hat er nicht jetzt Ordnung und Pflege im Haus, wie sie keine Frau der Welt für ihn schaffen kann? Warum denn nur, fragten die Freunde, hat er nicht Frieden und Ruhe in seinen vier Wänden – …? Des Menschen Wille ist sein Himmelreich und Paul verlobt sich mit der schönen Elyane, einer Tochter der guten modernen Gesellschaft. Sie tanzte ja ein bisschen viel und gerne, auch für Kleider und Pelze wurde unverhältnismäßig viel Geld ausgegeben. Ihre Mutter liebte den Charleston womöglich noch mehr als Elyane selbst, und Lulu, die zukünftige bildhübsche Schwägerin war der tollste Backfisch, den man sich denken kann. Doch Paul verlor nicht den Mut und verlobte sich tapfer. Es beginnt eine etwas unruhige Zeit. Stundenlanges Warten beim Rendezvous, durchtanzte Nächte und tausend andere Umständlichkeiten, wie sie ja dem Begleiter einer schönen Frau in unseren Tagen nicht unbekannt sind. Paul war ein grundanständiger Kerl und so machte er dann vor seiner Hochzeit einen feierlichen Abschiedsbesuch bei Louise. Es war schwer, bitter schwer für ihn, denn Louises Heim atmete friedliche Behaglichkeit, ihre Köchin war eine Meisterin und kannte alle seine Lieblingsspeisen. Der Lehnsessel an Louises Kamin war ihm vertraut, er wußte, wo seine Pantoffel und seine Pfeife standen, aber wie gesagt, Paul war grundanständig. Louise, die die Männer kannte und ebenso klug als liebenswürdig war, machte ihm den Abschied nicht schwer. Sie wünschte ihm von ganzem Herzen das Beste für seine junge Ehe. – Die Hochzeitsreise führte nach Venedig, nach Rom, unter die Pyramiden, auf die Gletscher der Schweiz; aber als Paul mit seiner jungen Frau wieder nach Paris zurückkehrte, hatte er auf der ganzen Welt nichts anderes gesehen als Nachtlokale und nichts anderes gehört als Charleston. Wohl versuchte Paul seiner jungen Frau Vernunft beizubringen und etwas von dem Frieden seiner Junggesellenjahre in die Ehe zu retten, aber Elyane wurde von ihrer tanzwütigen Mutter und der unternehmungslustigen Lulu unterstützt. Nichts half dem armen Paul; kam er müde aus dem Geschäft, so mußte er, der so gerne Schlafrock und Pantoffel genossen hätte, in den Frack und in das Nachtleben.
Vor seiner Hochzeit hatte Paul der Schwiegermama einen Eid in die Hände schwören müssen, daß er in seiner ehelichen Liebe jene Grenzen nicht überschreiten würde, die das jugendliche Töchterchen um Linie und Frische bringen könnte (siehe Titel). Paul widersprach, Paul lehnte sich auf, Paul wütete – aber was konnte er schon ausrichten. Der kleine Affenpinscher Elyanes hatte im Hause mehr zu sagen als er.
Bis eines Abend … natürlich war es wieder in der Vorhalle eines Nachtlokals, das Maß von Pauls Geduld überlief. Elyane stand mit Mutter und Schwester vor dem Spiegel, um die Kriegsbemalung aufzufrischen. Ein harmloser Provinzonkel betrachtete die Schönen. Er blickt hin, sie blicken zurück, er zwinkert, sie machen dasselbe, er lacht, sie lachen noch mehr. Nichts sprach also dagegen, die drei nächtlichen Schönen zum Abendessen einzulassen. Große Entrüstung der Damen, furchtbarer Auftritt zwischen Paul und dem Provinzonkel. Ganz verblüfft stottert dieser: “Wie können Sie sich denn aufregen wegen drei solcher …!” (!)
Das war ein Wendepunkt in Pauls Leben. Ja, der Provinzonkel hatte recht. Wo war da noch ein Unterschied? Gab es tiefere Decolletés, kürzere Röcke, frechere Schminke und eindeutigere Blicke als bei diesen Frauen der sogenannten guten Gesellschaft? Hatte er ein Recht, dem Manne zu zürnen, der nach der Beute griff, die sich ihm scheinbar nur allzuwillig anbot? Wozu hatte er geheiratet? Keine ruhige Stunde, keine durchschlafene Nacht, nichts als Rechnungen und Rechnungen, Streit und Unfrieden. War Elyane überhaupt noch eine Frau? Hatte sie nicht, als er vor seiner Ehe seinen Onkel, den berühmten Kinderarzt, an seiner Arbeitsstätte besuchte, fast mit Abscheu die Berührung mit den Babys vermieden? Verwöhnte sie nicht ihr Hündchen mit einer Liebe, die sonst nur eine Mutter für ihr Kind übrig hat? Zum erstenmal in ihrer Ehe hagelte auf Elyane eine Moralpredigt hernieder, die damit endete, daß Paul die Wohnung verließ. Ich komme nie wieder, dachte Paul und ging zu Louise. Er wird schon zu Bett gehen, dachte Elyane und schlief ein. Aber als sie am anderen Morgen das leere Bett an ihrer Seite sah, da stieg ein furchtbarer Verdacht in ihr auf. Kein Zweifel, Paul betrog sie. Sie durchsuchte alle Laden des Schreibtisches und – wer sucht, der findet! Eine kleine Visitenkarte von Louise Bonvient mit einem letzten zärtlichen Gruß. Das genügte Elyane, um sie vor Eifersucht zur Raserei zu bringen. Sie nimmt die Pistole aus dem Schreibtisch und eilt in Louises Wohnung. – Paul hatte kein Wiedersehen mit seiner ehemaligen Freundin feiern können, da diese verreist war. So hatte er die Nacht damit verbracht, über seine Ehe nachzudenken und ist am Morgen, wie gewöhnlich, ins Gericht gegangen. – Elyane findet die von der Reise heimgekehrte Louise. Mit bebendem Arm hält sie ihr die Pistole entgegen, wird aber von Louises Liebenswürdigkeit – entwaffnet. – Elyanes Zofe verständigt inzwischen Paul von den schrecklichen Dingen, die scheinbar vorgehen. Paul rast in Louises Wohnung, findet aber statt Mord und Totschlag zwei vergnügte Frauen, die bei einer Schale Bonbons friedlich die letzten Modeereignisse besprechen. Louises unwiderstehlichem Charme war es gelungen, Elyane davon zu überzeugen, daß von ihrer Seite keine Gefahr drohe, da sie selber vor der Heirat stehe. Es mag wohl sein, daß sie auch Elyane zum Abschied einige goldene Lebensregeln aus ihrer Erfahrung mit Männern mitgegeben hat. Jedenfalls begann für das junge Paar ein neues Leben, und als ein Jahr herum ist, hält Paul das schönste Geschenk in Händen, das eine liebende Frau ihrem Gatten darbringen kann: – Madame hat ein Baby!