Der Sprung ins Leben

Deutschland 1924

 

 

Inhalt

Produktion

Filmplakate

Filmprogramm

Werbung

Presse

Berichte

Fotos

Inhalt

Ein kleiner Wanderzirkus in einem Strandbadeort. – Ein kleines Mädchen vom Zirkus, namens Idea, kommt bummelnd allein an den Strand und möchte so gern dieser heiter-harmlosen Gesellschaft angehören, die sich da amüsiert. Der Naturwissenschaftler Dr. Borris hört von ungefähr der kleinen Idea hingehauchten Wunsch: “Ach, wäre ich nur ein junges Mädchen der guten Gesellschaft und kein Zirkusmädel.”
Dr. Borris hatte schon einmal ein Abenteuer mit einem Landstreicher, der ihn um ein Almosen bat, da er nichts zu essen habe und nirgends schlafen könne. Dr. Borris nahm ihn mit in seine Wohnung, bot ihm herrliche Importen an, und indes er mal ins Nebenzimmer ging, um Streichhölzer zu holen für seinen “Freund den Landstreicher”, steckt sich der Freund Landstreicher rasch die in einer silbernen Truhe aufbewahrten Importen ein und verließ schnell das Zimmer.
Aber Dr. Borris hat nicht gelernt. Er ist unverwüstlicher Ideologe, er ist der Weltverbesserer geblieben. Er hört Ideas – aus einer kleinen Laune heraus – hervorgehauchten Wunsch, ein Wunsch, an dessen Realisierung sie kaum glaubt, und macht ihr nun ernstlich den Vorschlag, das Zirkusmilieu zu verlassen und – unter Tante Agathes Obhut – sich zur jungen “Dame von Welt” erziehen zu lassen. Idea findet den Vorschlag, gerade weil er so unglaublich klingt, höchst verlockend, schlägt ein, verabschiedet sich von ihrem Partner, dem hübschen jungen Frank.
Es dauert nicht lange, und das Zirkusblut regt sich in der Kleinen. Sie läßt sich maniküren, sie übt stundenlang Tonleitern, aber turnen, equilibrieren und balancieren darf sie nicht.
Sie sieht ihren Frank vom Zirkus wieder. Damals, als sie von ihm schied, entdeckte er, daß er sie liebte, daß sie ihm mehr war als Kamerad und Kollegin. Jetzt entdeckt auch sie, daß sie mit größerer Liebe an ihm hängt als an ihrem “gesellschaftlichen Retter”, dem etwas weltfremden, spießbürgerlichen, wenn auch sympathischen Dr. Borris. Sie will es Dr. Borris gestehen: “Die Gesellschaft – für mich ist sie ein rosenbewachsenes Gefängnis; laß mich frei!” Aber er glaubt ihr das nicht. Er fährt mit ihr ins Gebirge, auf Reisen, um sie von dem allzunahen Zirkusmilieu weg auf andere Gedanken zu bringen.
Sie sind im Hochgebirge – bei strömenden Regenwetter. Alles ist so steif gesellschaftliche und langweilig. Da verläßt sie ihn plötzlich. Er, tieftraurig durch ihre Flucht, glaubt nacheilen zu müssen. Verfolgt sie. Erwischt gerade noch eben den letzten Wagen der abfahrenden Zahnradbahn, in der sie sich befindet und die talab saust. Er gleitet aber bei dem Regenwetter aus, verunglückt. Die Bahn hält. Die Menschen stürzen heraus. Idea erkennt den Verunglückten, stürzt sich weinend auf ihn, atmet auf, als sie sieht: er lebt! Nun hält sie es für ihre Pflicht, ihm, dem sie auf seinen Pfaden nicht folgen wollte, treu zu bleiben. Sie pflegt ihn. Dank ihrer Pflege geht er rascher Genesung entgegen. Er wird durch ihre Treue überglücklich, bis – der Zirkus wieder erscheint, die andere Welt.
Frank ist bei einem großen Zirkus. Seine Partnerin in derselben Nummer, in der er einst mit Idea auftrat, ist durchgebrannt; nicht ihm, sondern dem “Kraftmenschen”, dessen Ehegemahlin sie war. Er fleht Idea an, für die Ausgerissene nur einen Abend einzuspringen. Und sie tuts. Sie kann nicht anders, wenngleich sie auch an dem Sonderling Dr. Borris hängt.
Idea tritt auf. In derselben Nummer wie früher: Frank trägt eine Stange auf der Stirn, oben auf der Stange eine rotierende Kugel und auf der Kugel hoch oben balanciert Idea. Die Nummer des Kleinzirkus ist jetzt ins Großzügige gesteigert und findet in einem Eisbärenzwinger statt.
Das Unglück will, daß Dr. Borris, immer noch Rekonvaleszent mit schwachen Nerven, auf der Suche nach seinem wieder entsprungenen Idol bei der Vorstellung zugegen ist. Idea ist ohnehin unsicher. Ein Jahr lang hat sie nicht geturnt, sie ist ihrer eigenen Kraft etwas entfremdet. Das ganze Zirkuspublikum ist nervös. Und Dr. Borris’ Nervosität explodiert. Durch seine Schuld stürzt Idea ab, mitten unter Bestien. Und sie und Frank scheinen zerrissen zu werden. Im letzten Augenblick gelingt es Frank, seine Partnerin zu retten.
Dr. Borris wurde einst aus Persien eine Pflanze geschickt. Er pflanzte sie in einheimische Erde um. Aber die umgepflanzte exotische Blume verdarb in fremder Erde. Damals lernte er noch nicht. Jetzt lernt er: Er verzichtet auf Idea, erkennt ihre Liebe zu Frank als dessen Vorrecht an.
Im Rahmen einer kleinen Lebensweisheit tändelt voller Episoden und launischer Einfälle eine legere Handlung zwischen Zirkus- und Gesellschaftsmilieu daher, steigert sich endlich zu Sensationen, die aber nur dort auftreten, wo sie sich aus dem Psychologischen leicht ergeben, und die alles Krasse und Blutrünstige vermeiden. Ein Film, der Unterhaltung von Niveau ist.